Tinnitus wird als die Wahrnehmung von Geräuschen in Abwesenheit von äußerem Schall definiert und umfasst sowohl das Phantomgeräusch, wie z.B. Klingeln, Zischen oder Summen in den Ohren oder im Kopf, als auch die emotionale und kognitive Reaktion auf diese Wahrnehmung. Epidemiologische Studien deuten darauf hin, dass es 10-30% der erwachsenen Bevölkerung in EU-Ländern betrifft, mit einer Inzidenzrate von 5,4 neuen Fällen pro 10.000 Einwohner. Abgesehen von der persönlichen und gesellschaftlichen Belastung stellt es auch eine erhebliche wirtschaftliche Belastung dar, die auf 500-1500 € pro Jahr für jeden betroffenen Tinnitus-Patienten geschätzt wird.
Ein interdisziplinärer Ansatz und individualisierte Behandlungspläne sind entscheidende Faktoren für eine erfolgreiche Therapie aufgrund der großen Vielfalt der Symptome. In ganz Europa arbeiten Expertinnen und Experten aus den Bereichen HNO Heilkunde, Audiologie, Psychiatrie, Psychologie, Neurologie, Verhaltensneurowissenschaft, Allgemeinmedizin, Pflege, Patientenvertretung, Psychoakustik und Grundlagenforschung daran, hochgradig personalisierte, aktuelle diagnostische und therapeutische Dienstleistungen anzubieten. Sie arbeiten zudem in verschiedenen Forschungsprojekten zusammen, die sich auf die Pathophysiologie, Bewertung und mögliche Heilung von Tinnitus konzentrieren.
Das Projekt "Interprofessionelles Training für Tinnitus-Forscher und Kliniker" (Tin-TRAC) zielt darauf ab, digitale Ressourcen zu entwickeln, die einer breiten Palette von Fachleuten aus der Gesundheitsversorgung und Forschung zur Verfügung stehen. Ziel ist es, die Bewertung und Behandlung von Tinnitus nahtlos in klinische und Forschungspraktiken in der Europäischen Union zu integrieren. Tin-TRAC fördert eine ko-kreative Gesundheitskultur und nutzt audiovisuelle Ressourcen, die von Patientinnen und Patienten sowie Fachleuten verschiedener Disziplinen verstanden werden sollen. Dieser Ansatz umfasst aktuelle wissenschaftliche Fortschritte auf dem Gebiet und bietet spezialisierte Fähigkeiten im Umgang mit Tinnitus durch Webinare, Workshops, wissenschaftlichen Austausch und innovative Lernziele.
Tin-TRAC baut auf und erweitert die Ergebnisse des Horizon-2020-Projekts UNITI (Vereinheitlichung von Behandlungen und Interventionen für Tinnitus-Patienten und -patientinnen). Die Ergebnisse des Projekts werden sowohl in Bildungseinrichtungen, Forschungszentren, klinischen Einrichtungen als auch bei Patientenverbänden in der EU verbreitet und genutzt.
Zusammenfassend wird Tin-TRAC: